Dienstag, 8. März 2016

Zweiter Teil aus der Serie: Orte aus dem Grüner Dresdner

 
Zweiter Teil aus der Serie: Orte aus dem Grüner Dresdner

Der heutige Schumann-Bau als ehemaliges Landgericht am Münchner Platz ist tatsächlich ein sehr weitläufig und verwirrend aufgebautes Universitätsgebäude. Vor allem durch den Umstand, dass es beständig umgebaut und ergänzt wird, ergeben sich mitunter seltsame Laufwege. Zu meiner Zeit als Student hatte ich des Öfteren Probleme, den richtigen Seminarraum zu finden.

Im ersten Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts erbaut, besitzt das ehemalige Landgericht eine durchaus schaurige Vergangenheit. Es war Gericht, Gefängnis und zentrale Hinrichtungsstätte über die Landesgrenzen Sachsen hinaus. Besonders sind hier auch der Schwurgerichtssaal und das ehemalige große Untersuchungsgefängnis zu benennen. Da das Gebäude als Universitätsbau öffentlich ist, kann man es sich zu jeder Zeit anschauen. Man sollte nur nicht gerade als Tourist in eine Vorlesung platzen, die in einem der alten Gerichtssäle abgehalten wird.
Bemerkenswert ist zudem die Architektur. In einer Art Monumental-Stil wurde eine historisierende Trutzburg gebaut. Anhand der Fotos kann man sehr gut das Besondere an dem Gebäude erkennen.
 






Tina

»Hinter den an ihr vorbeiziehenden Flurfenstern zu ihrer Linken sah sie in einiger Entfernung die vielen kleinen Öffnungen des ehemaligen Untersuchungsgefängnisses. Vereinzelt waren die Fenster in dem heutigen Universitätsgebäude hell erleuchtet. Zudem war es Tina möglich, hinter ein paar der Öffnungen Köpfe bei ihrer geistigen Arbeit zu sehen. Eigentlich wäre sie vor dem Ungeheuer, das sie verfolgte, schon gerettet, wenn sie es bis auf die andere Seite schaffte.
Allerdings war der Historikerin auch bewusst, dass dies kein leichtes Unterfangen darstellte. Der Weg dahin war viel zu umständlich für eine panische Flucht. Trotz ihres analytischen Gehirns peitschte sie einzig der angeborene Fluchtreflex nach vorn. Das große Problem an dem Gebäude, in dem sie sich gerade aufhielt, war der labyrinthartige Grundriss. Dadurch
war es nur über weite Umwege möglich, es in das Haus gegenüber
zu schaffen. Beim Erreichen des nächsten Teilbereichs des Schumann-Baus hörte sie plötzlich hinter sich ein lautes Donnern und schwere Fußtritte auf Steinboden knallen. Der Killer war ihr schon dicht auf den Fersen, kam ihr zu Bewusstsein. Zudem verkürzte sich die Entfernung zwischen ihnen zusehends. Sie betrachtete sich zwar schon immer als exzellente Sportlerin,
jedoch war der Sprint noch nie eine ihrer Paradedisziplinen gewesen.
In Gedanken beschloss sie für sich, diesen Giganten als gewissenlosen Mörder und sich selbst als sein nächstes Opfer zu betrachten. In gewissem Sinne half Tina ihre alte Ausbildung aus der Zeit bei der Bundeswehr. Laufen, Kämpfen und Überleben waren damals die Eckpfeiler der „AGA“ gewesen, welche der Bund in sie hinein indoktriniert hatte. In den verschiedenen Lehrgängen nach der Grundausbildung hatten die Ausbilder die unterschiedlichen Überlebensstrategien letztlich förmlich
in sie hineingepresst.«

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